Simbabwe

Brief aus Zimbabwe

Samstag 14. August 2004

Dr. Gerd Reichenbach aus Deutschland verbringt derzeit einen dreiwöchigen Arbeitsurlaub bei Dr. Schales im St. Luke`s Hospital. Lesen Sie hier seinen interessanten Brief aus Zimbabwe:

Liebe Freunde,

vor 12 Tagen bin ich im St. Lukes Mission Hospital im Südwesten Zimbabwes - es liegt ca 140 km nördlich von Bulawayo auf halbem Weg zu den Victoriafällen- angekommen und fühle mich hier schon wie zu Hause. Auf einem Zwischenstop in Johannesburg erwartete mich Noxolos Vater Mr. Xaba, um sich für Noxolos Aufenthalt bei uns zu bedanken und den Ausbau der Bongaschule mit mir zu besprechen. Am Flughafen von Bulawayo begrüßte mich Alexander, ein 20-jähriger deutscher Schreiner, der seinen Ersatzdienst hier im Hospital ableistet. Nach zweistündiger Fahrt erreichten wir das Missionshospital, wo mich Dr.Schales, der seit 2001 das Krankenhaus leitet, freundlich empfing. Dr.Schales,ein 66-jähriger engagierter und leidenschaftlicher früherer Chefarzt für Gynäkologie und Geburtshilfe aus dem Saarland, leitet eines der wenigen noch funktionierenden Hospitäler in Zimbabwe und fördert mit Hilfe seiner Kinder, die in Deutschland eine Hilfsorganisation zu seiner Unterstützung gegründet haben, in der Umgebung mehrere Projekte, u.a Schulen und ein Wasserprojekt.

Mit großem Engagement behandelt er die kranken Patienten seines Hospitals, das über 200 Betten hat und für die gesamte medizinische Versorgung der ländlichen Umgebung von ca. 100 km verantwortlich ist, manche Patienten legen bis zu 300 km zurück, um zu uns zu kommen,oft auf Eselskarren. Das Hospital wurde 1950 von Marianhiller Missionaren gegründet und 50 Jahre lang von einer deutschen Ärztin geführt. Beim ersten Rundgang mit Dr.Schales durch das Hospital wird mir klar, daß ich so viele schwerkranke Menschen noch nie gesehen habe. Die Stationen sind überfüllt, viele Patienten liegen unter den Betten auf dem Boden-oder ihre Verwandten,die sie ins Krankenhaus begleiten. Am häufigsten behandeln wir Infektionen, 80-90% unserer Patienten sind HIV-positiv und aidskrank. Da in Zimbabwe noch keine Aidsmedikamente zur Verfügung stehen (dank der Mißwirtschaft von Mugabe ist der Staat bankrott und das staatliche Gesundheitswesen zusammengebrochen), können wir nur die Folgekrankheiten von Aids behandeln, Tuberkulose und andere schwere Lungenentzündungen, Durchfall- und Pilzerkrankungen und Hirnhautentzündungen. Diese Behandlungen haben keinen langfristigen Erfolg, da Aids fortschreitet. Viele -auch junge Menschen- sind zum Skelett abgemagert, liegen apathisch in ihren Betten und sterben. Besonders bedrückend ist die Kinderstation. Hier liegen viele Kinder mit Aids, Unterernährung, Meningitis,zerebraler Malaria und anderen schweren Infektionen, Verbrennungen und Knochenbrüchen, und täglich sterben einige. Sie sind immer in Begleitung ihrer Mütter. Nachts liegen sie auf dem Boden und stillen ihre Kindern. Wir wissen oft nicht, ob die Patienten den nächsten Tag überleben. Der Tod ist für diese Menschen etwas Alltägliches.
Doch wird hier nicht nur gestorben, auch viele Kinder erblicken das Licht der Welt, im Juli waren es fast 200. Etwa die Hälfte der jungen Mütter sind HIV-postiv, um die Ansteckungsgefahr der Babies unter der Geburt zu vermindern, geben wir bei Beginn der Wehen den Müttern und in den ersten 72 Stunden den Babies eine Dosis eines Aidsmedikamentes(Nevirapine). Obwohl bekannt ist, daß die Muttermilch HIV-Viren enthält, wird in den armen Ländern das Stillen empfohlen, ein nicht gestilltes Kind hat noch geringere Überlebenschancen. Es ist eine ausweglose Situation. Die Lebenserwartung in Zimbabwe ist von über 68 vor 15 Jahren auf unter 40 gesunken.
Dennoch ist die Arbeit hier befriedigend. Neben den vielen Mißerfolgen können wir einige Patienten geheilt oder gebessert entlassen. Viele Aidspatienten werden nach Hause geholt, um dort zu sterben. Die Menschen sind dankbar für jede Hilfe.
Am letzten Wochenende besuchte uns der kürzlich vom Papst ernannte Erzbischof von Harare, der aus dieser Region,die Matabeleland genannt wird, stammt. Er heißt Robert Ndlovu und traf hier auch 4 Vertreter von Misereor, um die allgemeine Situation in Zimbabwe und die Rolle der katholischen Kirche zu diskutieren. Es war ein sehr interessantes Gespräch. Der Erzbischof war über die furchtbare Lage der Zimbabwer bestens informiert und kritisierte offen die politische Führung. Die katholische Kirche ist eine der wenigen Institutionen in dieser Diktatur, die sich um das Schicksal der Menschen kümmert und die es sich traut, öffentliche Kritik an Mugabe zu äußern. Sie wird dafür in den gleichgeschalteten Medien geschmäht und verleumdet. Durch ein neues Gesetz versucht die Regierung jetzt, die Kirche und andere sozial tätigen Organisationen im Lande unter Kontrolle zu bekommen. Dem politischen Druck werde er sich nicht beugen, sagt der sympathische und furchtlose Bischof, er stehe auf der Seite der Menschen. Bald geht er in die Höhle des Löwen, und man kann ihm nur Glück wünschen.

Mein Tag beginnt morgens um 6 Uhr, dann gehe ich meist 1 Stunde joggen durch den afrikanischen Busch. Um 7 Uhr treffen sich die Angestellten des Hospitals zum gemeinsamen Singen und Gebet. Eine schöne Tradition. Nach dem Frühstück werden Visiten auf den Stationen gemacht, heute war ich auf der Kinder- und Geburtshilfestation. Hier liegt eine Frau, die vor knapp 2 Wochen durch Kaiserschnitt Zwillinge bekommen hat, die sich nicht in der Gebärmutter, sondern in der Bauchhöhle entwickelt haben. Eine medizinische Sensation. Dr.Schales hat die aus den Därmen herausgefischt. Den Kindern geht es recht gut, sie wiegen 1500 und 1800 Gramm, nur die Mutter, die aidskrank ist, hat hohes Fieber und kämpft. Wir hoffen, daß sie durchkommt, wollen über eine Apotheke Aidsmedikamente kaufen und sie als erste Patientin behandeln. Nach den Visiten untersuchen und behandeln wir die ambulanten Patienten, sie kommen oft von weither. Viele sind in einem erbärmlichen Zustand. Zwischendurch werden die notwendigen Operationen gemacht.
Mit dem Chefarzt Dr.Schales, der ein Glücksfall für diese Region ist, verstehe ich mich sehr gut. Ich lerne viel von ihm. Außerdem arbeiten hier noch eine kongolesische und zwei zimbabwesche Kollegen, die aber auf dem Absprung sind. Dr.Schales möchte noch 10 Jahre hier bleiben, wenn er gesund bleibt. Ein faszinierender Arzt.

Leider geht meine Zeit hier zu schnell vorbei. Ich fliege schon am 23.8. wieder zurück. Schon jetzt weiß ich,das diese drei Wochen zu den unvergeßlichen in meinem Leben zählen werden.
Sizabonana njalo (ich sehe Euch wieder)
Herzlich
Gerd

Saarland

Brief aus Zimbabwe

Samstag 14. August 2004

Dr. Gerd Reichenbach aus Deutschland verbringt derzeit einen dreiwöchigen Arbeitsurlaub bei Dr. Schales im St. Luke`s Hospital. Lesen Sie hier seinen interessanten Brief aus Zimbabwe:

Liebe Freunde,

vor 12 Tagen bin ich im St. Lukes Mission Hospital im Südwesten Zimbabwes - es liegt ca 140 km nördlich von Bulawayo auf halbem Weg zu den Victoriafällen- angekommen und fühle mich hier schon wie zu Hause. Auf einem Zwischenstop in Johannesburg erwartete mich Noxolos Vater Mr. Xaba, um sich für Noxolos Aufenthalt bei uns zu bedanken und den Ausbau der Bongaschule mit mir zu besprechen. Am Flughafen von Bulawayo begrüßte mich Alexander, ein 20-jähriger deutscher Schreiner, der seinen Ersatzdienst hier im Hospital ableistet. Nach zweistündiger Fahrt erreichten wir das Missionshospital, wo mich Dr.Schales, der seit 2001 das Krankenhaus leitet, freundlich empfing. Dr.Schales,ein 66-jähriger engagierter und leidenschaftlicher früherer Chefarzt für Gynäkologie und Geburtshilfe aus dem Saarland, leitet eines der wenigen noch funktionierenden Hospitäler in Zimbabwe und fördert mit Hilfe seiner Kinder, die in Deutschland eine Hilfsorganisation zu seiner Unterstützung gegründet haben, in der Umgebung mehrere Projekte, u.a Schulen und ein Wasserprojekt.

Mit großem Engagement behandelt er die kranken Patienten seines Hospitals, das über 200 Betten hat und für die gesamte medizinische Versorgung der ländlichen Umgebung von ca. 100 km verantwortlich ist, manche Patienten legen bis zu 300 km zurück, um zu uns zu kommen,oft auf Eselskarren. Das Hospital wurde 1950 von Marianhiller Missionaren gegründet und 50 Jahre lang von einer deutschen Ärztin geführt. Beim ersten Rundgang mit Dr.Schales durch das Hospital wird mir klar, daß ich so viele schwerkranke Menschen noch nie gesehen habe. Die Stationen sind überfüllt, viele Patienten liegen unter den Betten auf dem Boden-oder ihre Verwandten,die sie ins Krankenhaus begleiten. Am häufigsten behandeln wir Infektionen, 80-90% unserer Patienten sind HIV-positiv und aidskrank. Da in Zimbabwe noch keine Aidsmedikamente zur Verfügung stehen (dank der Mißwirtschaft von Mugabe ist der Staat bankrott und das staatliche Gesundheitswesen zusammengebrochen), können wir nur die Folgekrankheiten von Aids behandeln, Tuberkulose und andere schwere Lungenentzündungen, Durchfall- und Pilzerkrankungen und Hirnhautentzündungen. Diese Behandlungen haben keinen langfristigen Erfolg, da Aids fortschreitet. Viele -auch junge Menschen- sind zum Skelett abgemagert, liegen apathisch in ihren Betten und sterben. Besonders bedrückend ist die Kinderstation. Hier liegen viele Kinder mit Aids, Unterernährung, Meningitis,zerebraler Malaria und anderen schweren Infektionen, Verbrennungen und Knochenbrüchen, und täglich sterben einige. Sie sind immer in Begleitung ihrer Mütter. Nachts liegen sie auf dem Boden und stillen ihre Kindern. Wir wissen oft nicht, ob die Patienten den nächsten Tag überleben. Der Tod ist für diese Menschen etwas Alltägliches.
Doch wird hier nicht nur gestorben, auch viele Kinder erblicken das Licht der Welt, im Juli waren es fast 200. Etwa die Hälfte der jungen Mütter sind HIV-postiv, um die Ansteckungsgefahr der Babies unter der Geburt zu vermindern, geben wir bei Beginn der Wehen den Müttern und in den ersten 72 Stunden den Babies eine Dosis eines Aidsmedikamentes(Nevirapine). Obwohl bekannt ist, daß die Muttermilch HIV-Viren enthält, wird in den armen Ländern das Stillen empfohlen, ein nicht gestilltes Kind hat noch geringere Überlebenschancen. Es ist eine ausweglose Situation. Die Lebenserwartung in Zimbabwe ist von über 68 vor 15 Jahren auf unter 40 gesunken.
Dennoch ist die Arbeit hier befriedigend. Neben den vielen Mißerfolgen können wir einige Patienten geheilt oder gebessert entlassen. Viele Aidspatienten werden nach Hause geholt, um dort zu sterben. Die Menschen sind dankbar für jede Hilfe.
Am letzten Wochenende besuchte uns der kürzlich vom Papst ernannte Erzbischof von Harare, der aus dieser Region,die Matabeleland genannt wird, stammt. Er heißt Robert Ndlovu und traf hier auch 4 Vertreter von Misereor, um die allgemeine Situation in Zimbabwe und die Rolle der katholischen Kirche zu diskutieren. Es war ein sehr interessantes Gespräch. Der Erzbischof war über die furchtbare Lage der Zimbabwer bestens informiert und kritisierte offen die politische Führung. Die katholische Kirche ist eine der wenigen Institutionen in dieser Diktatur, die sich um das Schicksal der Menschen kümmert und die es sich traut, öffentliche Kritik an Mugabe zu äußern. Sie wird dafür in den gleichgeschalteten Medien geschmäht und verleumdet. Durch ein neues Gesetz versucht die Regierung jetzt, die Kirche und andere sozial tätigen Organisationen im Lande unter Kontrolle zu bekommen. Dem politischen Druck werde er sich nicht beugen, sagt der sympathische und furchtlose Bischof, er stehe auf der Seite der Menschen. Bald geht er in die Höhle des Löwen, und man kann ihm nur Glück wünschen.

Mein Tag beginnt morgens um 6 Uhr, dann gehe ich meist 1 Stunde joggen durch den afrikanischen Busch. Um 7 Uhr treffen sich die Angestellten des Hospitals zum gemeinsamen Singen und Gebet. Eine schöne Tradition. Nach dem Frühstück werden Visiten auf den Stationen gemacht, heute war ich auf der Kinder- und Geburtshilfestation. Hier liegt eine Frau, die vor knapp 2 Wochen durch Kaiserschnitt Zwillinge bekommen hat, die sich nicht in der Gebärmutter, sondern in der Bauchhöhle entwickelt haben. Eine medizinische Sensation. Dr.Schales hat die aus den Därmen herausgefischt. Den Kindern geht es recht gut, sie wiegen 1500 und 1800 Gramm, nur die Mutter, die aidskrank ist, hat hohes Fieber und kämpft. Wir hoffen, daß sie durchkommt, wollen über eine Apotheke Aidsmedikamente kaufen und sie als erste Patientin behandeln. Nach den Visiten untersuchen und behandeln wir die ambulanten Patienten, sie kommen oft von weither. Viele sind in einem erbärmlichen Zustand. Zwischendurch werden die notwendigen Operationen gemacht.
Mit dem Chefarzt Dr.Schales, der ein Glücksfall für diese Region ist, verstehe ich mich sehr gut. Ich lerne viel von ihm. Außerdem arbeiten hier noch eine kongolesische und zwei zimbabwesche Kollegen, die aber auf dem Absprung sind. Dr.Schales möchte noch 10 Jahre hier bleiben, wenn er gesund bleibt. Ein faszinierender Arzt.

Leider geht meine Zeit hier zu schnell vorbei. Ich fliege schon am 23.8. wieder zurück. Schon jetzt weiß ich,das diese drei Wochen zu den unvergeßlichen in meinem Leben zählen werden.
Sizabonana njalo (ich sehe Euch wieder)
Herzlich
Gerd

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