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ka begleitet. Die Mehrzahl sind heute die einheimischen Jungärzte
aus Simbabwe.
Die konstanteste Begleitung und Unterstützung kam und kommt
von meinen Kindern Anne und Oliver, meinen und ihren Freunden
aus dem Saarland. Viele mir in den Anfangsjahren unbekannte
Menschen sind dazu gekommen und haben mir Mut gemacht, nicht
aufzugeben!
Im Jahr 1950 gründeten Dr.
Nach über 30-jähriger Berufserfahrung hat man nicht ausgelernt. Davis-Ziegler († 2015) und
Ich habe in Simbabwe viel dazugelernt, medizinisch und vor allem Father Odilo († 2006) das
menschlich. St. Luke’ s Hospital mit
32 Betten im Matabeleland-Nord.
Man muss nicht unbedingt nach Afrika gehen, um menschlich zu Besitzes erfreuen will.“ Meine
reifen; aber ich gestehe, mir fällt es hier leichter, als in einem tech- Habseligkeiten sind die Men-
nisch hochentwickelten Land. Ich lerne von den „einfachen“ Men- schen, besonders die Armen und Kranken und ihre Helfer vor Ort
schen, besonders auch von den Kindern von Geburt an. und zu Hause: Ich erinnere mich an Krankenschwester Helga aus
Saarlouis, sie hat den achtjährigen Bruce todkrank von einer
Kurz nach meiner Ankunft in Simbabwe habe ich die Marianhiller Außenstation nach St. Luke’s gebracht, als Vollwaise, von Ange-
Missionare in Bulawayo kennengelernt. Fr. Odilo, der 1938 nach hörigen vernachlässigt. Sr. Helga wäscht Bruce, gibt ihm saubere
Rhodesien kam, hat mich in die berühmte Felsenlandschaft Mato- Kleider und ein sauberes Bett. Sie pflegt und betreut ihn, bis er nach
pos eingeführt. Auf der höchsten Erhebung, dem Mount Inungu wenigen Tagen an AIDS stirbt. Seine einzige Habseligkeit, die er
hatte er mit Freunden im Dezember 1982 ein 14 m hohes Kreuz bei sich hatte war ein gelber, abgewetzter Golfball, den er bis zum
errichtet. Diesen Berg besuche ich mindestens einmal jährlich mit letzten Atemzug fest in seiner Hand hielt. (Siehe Seite 46)
Freunden aus Deutschland. Fr. Odilo ist 2006 mit 94 Jahren in Byo
gestorben. Jetzt bin ich 79 Jahre und habe als „semi retired doctor“ Zeit, rück-
blickend nachzudenken. In einer Biographie von Nelson Mandela
2004 stand ich auf dem ist mir ein Schlüsselwort aufgefallen: UBUNTU.
höchsten Berg Afrikas,
WIR SIND ALLE, dem 5.895 m hohen Kili- Ubuntu besagt: Der Mensch wird erst wirklich Mensch, in der
AUSNAHMSLOS ALLE, mandscharo. Ich war immer Beziehung zu anderen, im „Mitsein“ mit anderen, im gemeinsamen
Erleben von Welt.
sportbegeistert, aber kein
IN GOTTES HAND Bergsteiger. Motiviert zu
dieser Herausforderung Projekte leben von Menschen für Menschen. Sie leben von Nach-
GESCHRIEBEN! haben mich die Worte von haltigkeit und Teamarbeit. Das Afrikaprojekt ist ein saarländisches
Julius Nyerere, erster Projekt. Es hat begonnen mit der Zusage: „Papa wir werden Dich in
Ministerpräsident des frei- Afrika unterstützen!“ Viele Projekte in und um St. Luke’s herum
en Tanzania: „Wir das Volk Tanganyikas möchten eine Kerze ent- sind begonnen, erfolgreich beendet worden oder werden zuver-
zünden und auf die Spitze des Mt. Kilimandscharo stellen, damit sichtlich weitergeführt.
sie über die Grenzen unseres Lande scheine. Sie möge Hoffnung
geben wo Hoffnungslosigkeit herrscht, Liebe wo Hass war und Wie soll/kann es mit Afrikaprojekt weitergehen?
Würde wo man vorher nur Demütigung kannte.“ Projekte verblassen oder verschwinden durch Stiftungen?! Ende
2016 wurde die Stiftung Ubuntu Schales Trust unterzeichnet. Die
2005 hatten Dr. Davis-Ziegler und Gordon Hlatywayo (Verwalter Kombination Afrikaprojekt und Ubuntu Trust möge die Situation
im St. Luke’s Krankenhaus und danach Manager des Afrikaprojek- für die Armen und Kranken auf lange Sicht verbessern.
tes vor Ort) in der Stadthalle St. Ingbert über das St. Luke’s Hospi-
tal berichtet. Bei einem Wettbewerb um das schönste Wort der Wir sind alle, ausnahmslos alle, in Gottes Hand geschrieben!
Deutschen Sprache war ebenfalls 2005 das Wort Habseligkeiten
gewählt worden, begründet durch folgende Definition: „Habselig-
keiten ist das Wort für das, was ein Kind aus seiner Hosentasche Hans Schales im Frühjahr 2017
zaubert, wenn es sich an dem Reichtum und der Vielfalt seines
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