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Kalenderbrief von Dr. Schales

Montag 17. November 2008

St. Luke’s-Hospital im Oktober 2008 Salibonani, liebe Mitglieder, Paten und Freunde des Afrikaprojektes!

Wir grüßen Sie und Euch alle herzlich aus dem heißen Zimbabwe und freuen uns, dass Sie unsere Arbeit in St. Luke’s und Umgebung weiter auf vielfältige Art und Weise tatkräftig unterstützen! Danke! Siyabonga! Das ablaufende Jahr 2008 erleben die Menschen in Zimbabwe als ein Wechsel- bad der Gefühle. Nach einer langen unvorstellbaren Leidenszeit im Frühjahr und Sommer erleben die Menschen hier zur Zeit eine Hungersnot und einen Überle- benskampf unvorstellbaren Ausmaßes. Das Land ist wirtschaftlich zusammengebrochen. Es gibt nur noch wenige Men- schen, die einen Arbeitsplatz haben. Die Gedanken der Menschen kreisen nur noch um die Alltagssorgen: Wie kann ich etwas zum Essen besorgen, wie bezahle ich das Schulgeld für meine Kinder, wie komme ich an ein Medikament, wer hilft mir, wenn es mir nicht gut geht? Hat das „Afrikaprojekt Dr. Schales“ in solch einer Situation überhaupt noch einen Sinn? Ja – jetzt erst recht! Wieso? St. Luke’s ist für die Menschen zwischen Bulawayo und Victoria Falls eine Oase der Hoffnung in einem Land der Verzweiflung und Enttäuschung. Für die Armen und Kranken ist St. Luke’s die letzte Anlaufstelle, wenn Hunger, Not und Schmerzen unerträglich sind. Im Krankenhaus und in den vom Afrikaprojekt unterstützten Schulen stehen rund um die Uhr Menschen mit Rat und Tat zur Verfügung. Immer öfter können wir aber nur noch mitleiden und trösten, wenn jede Hilfe zu spät kommt. Mir kommt es darauf an, dass wir die leidenden Menschen nicht alleine lassen dürfen. Zum ersten Mal verstehe ich hautnah, was mit den Menschen in der Bergpredigt gemeint ist. Die Menschen, die in der Bergpredigt erwähnt sind, stehen jeden Tag leibhaftig vor uns: die Armen, die Kranken, die Hungrigen, die Durstigen, die Trauernden, die Verfolgten, die Gefolterten, die Vergewaltigten, die Gehassten, die Vertriebenen, . . . die Sanftmütigen, die Dank baren, die Friedensstifter! Die Weiterentwicklung einiger Projekte geht oft nur noch stockend voran und neue Projekte müssen zurückgestellt werden. Die Arbeiten an einer zuverlässigen Ener- gieversorgung mit Wasser und Strom haben absoluten Vorrang. Die geplanten täg- lichen Stromabschaltungen erschweren uns die Arbeit im Krankenhaus und machen manche Arbeiten unmöglich. Was ist meine Aufgabe? Im Wechselbad der Gefühle muss ich Geduld üben und um Geduld bitten. Wo Missverständnisse die Zusammenarbeit vor Ort stören, muss ich harmonisieren. Die von Anfang an verfolgte Zielrichtung darf nicht aus den Augen verloren werden, auch wenn Störfeuer wegen der schwierigen Lage die Sicht vernebeln. Kontinuität, Hilfe zur Selbsthilfe und beispielgebende Begeiste- rung motivieren mich jeden Tag. Als ich vor vier Jahren den höchsten Berg Afrikas bestieg, haben mich die Worte von Julius Nyerere motiviert: „Wir das Volk Tanga- nyikas, möchten eine Kerze anzünden und auf die Spitze des Mount Kilimanjaro stellen, damit sie über die Grenzen unseres Landes scheine. Sie möge Hoffnung geben wo Hoffnungslosigkeit herrschte, Liebe wo Hass war, und Würde wo man vorher nur Demütigung kannte.“ Im September dieses Jahres habe ich mit einem Freund eine Radtour von Bulawayo nach Victoria Falls unternommen. Es war für mich eine große Herausforderung, die Strecke unseres Krankenhaus-Einzugsge- bietes abzufahren. Von den 440 km haben wir 300 km im Sattel geses- sen. Diese Leistung sowie die Besteigung des Mt. Inungu in der Felslandschaft Matopos und die Einstiege in die 200 Meter tiefe Zambe- sischlucht, zusammen mit lieben Besuchern aus der Heimat, geben mir die Zuversicht, dass wir mit dem Afrikaprojekt auf dem richtigen Weg sind und noch viele Reserven frei machen können für die Armen und Kranken. Das Afrika-Projekt kann seine hervorragende Leistung über sieben Jahre durch überzeugende Statistiken belegen. Noch mehr beeindruckt bin ich durch die zunehmenden individuellen Rückmeldungen von Menschen, deren aussichtsloses Leben wieder sinnvoll und hoffnungsvoll geworden ist durch die Menschen, die für das Afrika-Projekt arbeiten. Ein Meilenstein in der 58 jährigen Geschichte von St. Luke’s ist die Aus- sicht, die medizinische Verantwortung des Krankenhauses in die Hände einer erfahrenen einheimischen Internistin übertragen zu können. Mit Dr. Rudo Gwini wird eine neue Ära im Krankenhaus eingeleitet. St. Lu- ke’s ist das Krankenhaus der zimbabwischen Bevölkerung. Es ist IHR Krankenhaus! Wir wollen und müssen auf die Meinung der Einhei- mischen hören. Im 5. Kalender des Afrikaprojektes sehen Sie Bilder aus unserem Alltag. Wir wollen mit den Bildern Mut machen. Ich weiß, dass viele täglich hinsehen und vor allem nicht wegsehen bei dem, was wir in einem Kalender nicht zeigen können und wollen! Ich bin deshalb mit Ihnen in Gedanken verbunden und danke jedem einzelnen für seine wertvolle Unterstützung unserer Arbeit hier in Zimbabwe. Ihr Hans Schales und alle Mitarbeiter in und um St. Luke’s, Zimbabwe